Vierte Revitalisierungsmaßnahme an der Oker bei Hillerse umgesetzt

Barben-Projekt der Aktion Fischotterschutz e.V. auf der Zielgeraden

In der Gemeinde Hillerse wurde 2020 die erste Maßnahme in der Oker im Rahmen des Barben-Projektes der Aktion Fischotterschutz e.V. umgesetzt, nun wurde diese Entwicklung auf weiteren 600 m Länge fortgeführt. Die strukturelle Aufwertung erfolgte in Kooperation mit dem Angelsportverein Hillerse e.V. (ASV).

Die Oker zählt zu der Barben-Region des Tieflandes und hat somit eine große Bedeutung für das Barben-Projekt und die hier selten gewordene Fischart. Doch die Gewässersohle ist stark von Sand und Feinsedimenten geprägt, und kiesige Abschnitte als Laichhabitate für kiesliebende Fische, wie Barbe und Bachforelle, sind selten. Auch Totholz, das für natürliche Strömungsvielfalt und Unterstände für die Fischfauna sorgt, war kaum vorhanden - einige strukturelle Defizite, die zu einer Beeinträchtigung der Lebensraumvielfalt führten, nicht nur für die Barbe. Mit der gemeinsamen Maßnahme sollte eine weitere ökologische Aufwertung der Oker und der Aue initiiert werden. Da eine Vielzahl der angrenzenden Flächen dem Land Niedersachsen gehören, waren dies gute Voraussetzungen.

Da eine Revitalisierung auf 600 m Länge nicht alleine über das Barben-Projekt finanziert werden konnte, übernahm der ASV Hillerse die Trägerschaft für eine Maßnahme auf 500 m. Hierfür wurden Mittel über das Maßnahmenprogramm zur Fließgewässerentwicklung des Landes Niedersachsen beantragt, der Landkreis Gifhorn sowie die Samtgemeinde Meinersen unterstützten dies und übernahmen die Kofinanzierung.
Um wieder mehr natürliche Strukturen, Dynamik und vielfältige Lebensräume für die anspruchsvolle Fischart Barbe herzustellen, war der Einbau von natürlichem Hartsubstrat, also Kies und Flussholz, von großer Bedeutung. Insbesondere für die kiesliebenden Fischarten sind gut angeströmte Kiesbetten als Laichhabitat elementar wichtig. 670 Tonnen Kies wurden wieder eingebaut, und somit das fehlende Hartsubstrat der Oker zurückgegeben. Damit der Kies sich nicht mit Sedimenten zusetzt, wurden 25 Stammhölzer als Strömungslenker eingebaut und damit die Strömung auf die Kiesbetten erhöht. Die wechselseitig eingebauten Stammhölzer sorgen zudem für einen pendelnden Stromstrich, einer Entwicklung flacher und tiefer Bereiche im Gewässerbett und der Entstehung vielfältiger Lebensräume.

Dort wo eine eigendynamische Entwicklung der Oker möglich war, insbesondere auf den Landesflächen, wurden mit den Strömungslenkern Uferabbrüche initiiert, andere Uferbereiche, wurden zum Teil mit Kiesbetten geschützt. Das sogenannte Flussholz übernimmt weitere wichtige Funktionen, indem es Unterstände für die Fischfauna und Lebensräume für Kleinlebewesen bildet. 19 Raubäume mit Kronen und 16 Wurzelstubben wurden hierfür auf verschiedenste Weise eingebaut. Ergänzt wurde die Maßnahme durch einzelne Böschungsabsenkungen, so dass bei höheren Wasserständen die Oker wieder mit ihrer Aue vernetzt wird und Retentionsflächen geschaffen wurden.

Mit der gemeinsamen Revitalisierungsmaßnahme von der Aktion Fischotterschutz e.V. und dem ASV Hillerse e.V. wurde die Lebensraumvielfalt in und an der Oker auf diesem 600 m langen Abschnitt deutlich erhöht. Nun sind wieder strömungsintensive und kiesige Bereich vorhanden, die vorher fehlten und vielen Wasserlebewesen einen Lebensraum bieten. Mit der 2020 umgesetzte Maßnahme konnte nun ein 900 m langer Gewässerabschnitt ökologisch aufgewertet werden. Dass sich die Maßnahmen positiv auf die Fischfauna auswirken, hat die Kontrollbefischung im Rahmen des Barben-Projektes bewiesen. Bereits zwei Jahre nach Einbau der ersten Kiesbänke konnte erstmals im Projekt ein nennenswerter Barben-Nachwuchs festgestellt werden – ein großartiger Erfolg.

„Diese Maßnahme war die letzte Revitalisierungsmaßnahme im Rahmen des Barben-Projektes und wir konnten hier in großartiger Zusammenarbeit mit dem ASV Hillerse, dem Landkreis Gifhorn, der Gemeinde und dem Unterhaltungsverband eine wirkungsvolle Maßnahme umsetzen. Mit den positiven Ergebnissen der letzten Maßnahmen freuen wir uns, dass wir die Oker ein weiteres Stück aufwerten konnten“, so Anke Willharms von der Aktion Fischotterschutz.
Der ASV Hillerse hat bereits seit 2014 strukturverbessernde Maßnahmen in der Oker und deren Zuflüssen durchgeführt. „Durch die Kooperation mit dem Barben-Projekt konnten nun alle Maßnahmen im Rahmen der Biotopvernetzung miteinander verbunden werden, ein echter Meilenstein“ so der stellvertretende Vorsitzende des ASV, Jens Fieser.

Bei einem großen Pressetermin mit dem Landrat, Vertretern des NLWKN, der Naturschutz- und Wasserbehörde, der Samtgemeinde Meinersen, Gemeinde Hillerse sowie weiterer Beteiligter, wurde der Gewässerabschnitt begutachtet. Von allen wurde die Maßnahme und das Engagement der Aktion Fischotterschutz e.V. und des ASV Hillerse e.V. begrüßt. Die Exkursion wurde mit Vorträgen im Vereinshaus des ASV Hillerse e.V. und einem gemeinsamen Grillen abgerundet.

Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ ist ein Naturschutzprojekt der Aktion Fischotterschutz e.V. Ziel des Projektes ist es, durch die Verbesserung der Gewässerstrukturen neue Lebensräume für die selten gewordene Fischart Barbe im Einzugsgebiet der Aller zu entwickeln und die biologische Vielfalt insgesamt in und an den Gewässern zu fördern.

Die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Begleitet wird die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen die Menschen für die heimischen Fischarten und für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden. Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und über das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.