WOLF-BEUTETIERE-MENSCH

Ein gut besuchter Vortrag vom Wolfsexperten Theo Grüntjens

Rund 130 Besucher aus dem ganzen Kreisgebiet konnte Bürgermeister Thomas Spanuth am 15. März im Kulturzentrum Meinersen zu dem Vortrag von Theo Grüntjens begrüßen. Die Initiative zu diesem öffentlichen Vortrag kam von der Bürgerin Ulrike Schroeder, die sich mit ihren Sorgen über eine steigende Anzahl von Wolfsrissen an die Gemeinde Meinersen gewandt hatte.

Wolfsexperte, Naturfotograf und Buchautor Theo Grüntjens erläuterte anhand von eindrucksvollen Naturaufnahmen die Biologie und das Verhalten des Wolfes. Seit dem Jahr 2000 breitet sich der Wolf von Sachsen in den Nordwesten Deutschlands aus. Mittlerweile gibt es in Niedersachsen 50 Wolfsterritorien mit insgesamt rund 500 Wölfen. Demgegenüber stehen allein im 4. Quartal des letzten Jahres 128 gemeldete Übergriffe auf Nutztiere in Niedersachsen, von denen 92 nachweisbar vom Wolf verübt wurden. Der Wolf wurde zwar in Niedersachsen ins Jagdrecht aufgenommen, europäisches Recht stellt ihn aber unter ganzjährigen Schutz. Nur sogenannte „Problemwölfe“ dürfen geschossen werden. Eine Änderung der europäischen Rechtslage sei in absehbarer Zeit unwahrscheinlich, weil dazu ein einstimminger Beschluss in der EU erforderlich wäre. Das Problem sei, dass diese Gesetze in Europa geschaffen wurden als es noch keine Ausbreitung des Wolfes gab. Eine Änderung bedeute einen mehrjährigen Prozess. Theo Grüntjens, erläuterte, dass das Wild vor 200 Jahren auch mit dem Wolf gelebt hätte. Mittlerweile lerne es wieder, sich durch angepasstes Verhalten auf den Wolf einzustellen und nicht wie anfangs nur panisch die Flucht zu ergreifen.

Weidetierhalter äußerten in der anschließenden Diskussion ihre Sorgen. Der Bau und die ständige Kontrolle von Elektrozäunen sei aufwendig. Beispielweise müsse unter den Zäunen regelmäßig gemäht werden, denn aufwachsendes Gras führe zu Spannungsverlusten im elektrischen Weidezaun. Das Land Niedersachsen ersetze lediglich die Materialkosten für die erstmalige Herstellung. Theo Grüntjens bestätige, dass auch bei einem 99 Prozent sicheren Zaun der Wolf die Schwachstelle finden könne und weiter: „Der Wolf ist und bleibt ein Raubtier.“ Die Weidetierhalter berichteten außerdem von der seelischen Belastung und dem grauenhaften Anblick der Nutztierrisse. Hinzu komme, dass z.B. die emotionale Bindung zwischen Mensch und Pferd besonders hoch sei. Zunehmend würden Tierhalter aufgrund der hohen Belastungen resignieren und die Weidetierhaltung aufgeben. In der Veranstaltung wurde deshalb die Bitte nach mehr Unterstützung durch Politik und Gesellschaft geäußert. Eine Zuhörerin bot spontan ihre Hilfe beim Mähen an.

Eine Einschätzung darüber, ob der Wolfsbestand mittlerweile ein Höchstmaß erreicht habe, vermochte der Wolfsexperte nicht abgeben. Wolfssichtungen könnten ganz einfach in der App „Wolfsmeldungen Niedersachsen“ gemeldet werden. Es sei wichtig, „dem Wolf mit dem gebotenen Respekt zu begegnen.“ Bei Nahbegegnungen könne man davon ausgehen“, dass immer unerfahrene und neugierige Jungwölfe uns gegenüberstehen. Alte Wölfe meiden den Menschen wo sie nur können.“ Und weiter: „Wir sollten bei Nahbegegnungen nie weglaufen, sondern uns groß machen und laut reagieren“, Übergriffe auf den Menschen seien seit über 50 Jahren in Europa nicht bekannt. Ein Grund dafür sei die Ausrottung der Tollwut. Auf keinem Fall sollten Wölfe gefüttert oder in die Enge getrieben werden. Theo Grüntjens gab Hundehaltern die Empfehlung, ihre Hunde im Wald möglichst anzuleinen. Der Wolf sei mittlerweile „Teil des Naturgeschehens wie Frosch, Fuchs, Reh oder Seeadler, nicht mehr aber auch nicht weniger“ und die Gesellschaft müsse „einen Weg für ein gewisses Miteinander finden.“